2013 | MISSA

Die Texte der Messe waren seit jeher eine der bedeutendsten Kompositionsgrundlagen der Musikgeschichte. Über die Jahrhunderte finden sich gerade in diesen Vertonungen sämtliche Kompositionsparameter, die Vokalmusik jemals hervorgebracht hat. Dazu waren die Komponisten von den rituellen Kräften der Messfeier und den Klangmöglichkeiten der Kirchenräume fasziniert. Gerd Guglhör, Leiter des Bayerischen Landesjugendchores und Dozent für Ensemble- und Chorleitung, Stimmkunde und chorische Stimmbildung an der Hochschule für Musik und Theater München stellte unter dem Titel MISSA ein spannungsgeladenes und vielartiges Programm zusammen.


Patenschaft
Der Bayerische Landesjugendchor ist stolz, dass er für den Höhepunkt seines Konzertjahres den Chor des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Stefan Parkman für die musikalische Zusammenarbeit gewinnen konnte. Seit bereits mehreren Jahren findet eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit des BR-Chores mit dem Bayerischen Landesjugendchor statt. Von dieser musikalischen Patenschaft profitieren die jungen hochbegabten Sängerinnen und Sänger in hohem Maße. Ist sie doch Ansporn und Anerkennung zugleich.

Das Programm - MISSA
Aus Gabriel Rheinbergers großer Cantus Missae in Es Dur op- 109 erklingt das Kyrie. Die venezianische Mehrchörigkeit lebt im konzertanten Dialog beider Chöre auf. Auf dieses romantische Klanggefüge folgen vier Stücke, die der Bayerische Landesjugendchor vorträgt. Javier Bustos Gloria aus dem Jahr 1995 lässt Registerwechsel zwischen Frauen und Männer in harmonisch komplizierten Strukturen, dazu Cluster und Sprechgesang in überraschenden Wechseln von Tempo und Dynamik erklingen. Der Cherubinische Lobgesang von Penderecki entführt den Zuhörer in eine Kulthandlung orthodoxer Mystik. Bei Sixtens Osanna wirbeln in virtuosem Wechsel acht bis zehn Chorstimmen durcheinander und der gesamte Klangraum scheint mit schwebenden Engeln in vielen Farben durchwirkt. Vor der Pause dann eine Uraufführung: Ite missa est – Gehet hin, das war die Aussendung. Der junge Komponist Gregor Mayrhofer bekam von der Bayerischen Chorakademie den Kompositionsauftrag zum Thema MISSA. Entstanden ist ein Werk, das nicht nur alle Facetten chorischer und stimmlicher Möglichkeiten auslotet, durch szenische Interpretationsanforderungen werden spontane musikalische Prozesse initiiert und kritische Aussagen des Textes besonders wirkungsvoll hervorgehoben.
Nach der Pause stehen wieder beide Chöre auf der Bühne. Verdis Pater Noster, die Vertonung des Vater unser, des gemeinsamen Gebets beider großer Konfessionen ist in Stimmführung, Klang- und Harmoniestruktur ein typischer Verdi. Zum Abschluss steht Frank Martins Messe für Doppelchor auf dem Programm. Sie besticht durch eine gleichermaßen spirituelle wie emotionale Klangsensibilität und meisterhafte Führung der Singstimmen und schließt den chorischen Streifzug durch die Vertonung des Ordinariums Missae ab.
 

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